Hans-Joachim Staude, Mädchen mit Gitarre
Öl auf Pappe, 90 x 74 cm
1929

Wer ist dieser Künstler?

Francesco Poli, Elena Pontiggia

Der deutsche Maler Hans-Joachim Staude ist einer der interessantesten (und in gewissem Sinne “exzentrischsten”) seiner Generation.
Aber sein Werk ist, auch in Italien, wo er fast ein Leben lang in Florenz gewohnt und gearbeitet hat, noch nicht so bekannt wie es sein sollte. Es fehlt eine genauere kritische Untersuchung seiner engen Beziehung zur italienischen Malerei des 20. Jahrhunderts, von Ardengo Soffici bis Felice Carena, im Rahmen des modernen Klassizismus der europäischen Kunst zwischen den Weltkriegen – einer tiefgreifenden Beziehung, die den Künstler zu einem der “italienischsten” unter den deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts macht.


Geboren als Sohn deutscher Eltern in Port-au-Price (Haiti), bildet sich Staude in Hamburg, wo er 1918 die erste große Munch-Ausstellung sieht. Gleich danach tritt er in Verbindung mit dem deutschen Expressionismus der “Brücke”, insbesondere mit Karl Schmidt-Rottluff. Seine Suche ist in dieser Zeit durch starke Innerlichkeit und philosophische Inspiration gekennzeichnet.
Im Jahre 1920 beschließt er sich ganz der Malerei zu widmen, 1922 wendet er sich vom Expressionismus ab. 1925 begibt er sich von Hamburg nach Florenz und verbringt die folgenden Jahre in dieser Stadt, dann wieder in Hamburg und in Paris. 1929 lässt er sich endgültig in Florenz nieder und nähert sich der italienischen “Klassischen Moderne“ der 1920er und 1930er Jahre.


In dieser frühen Florentiner Zeit entstehen Figuren von intensiver Plastizität, fast gemeißelt eher als gemalt; eine Reihe in klassischer Manier ausgeführter Landschaften, die das dem Impressionismus eigene Gefühl des Augenblicks überwinden und aus dem Fluss der Zeit heraustreten; eine Reihe von Stillleben, in denen Staudes deutsche Kultur mit symbolischen Motiven des Vergänglichen und des Todes hervorscheint. Typisch für den Künstler ist eine verinnerlichte, doch intensive Farbe mit elegischen und lyrischen Wertigkeiten. Seine wenn auch überwundenen, expressionistischen Wurzeln lassen seine Bilder anders und in mancher Hinsicht einzigartig erscheinen in jener Epoche, in der sonst der Zeichnung größere Aufmerksamkeit galt als der Farbe.


Auch nach dem Krieg verfolgt Staude seinen Weg mit großer Konsequenz; er lässt nicht ab von seinen figürlichen Fragestellungen, ohne Konzessionen an informelle und abstrakte Kunst. Dennoch spürt man in seinen Kompositionen einen immer stärkeren Drang zum Wesentlichen, während die Farbe immer wärmer und diskret leuchtender wird.